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Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe, war zu Gast in Ahaus

Ahaus. Die frischgebackene Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, die Autorin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe, war zu Gast in Ahaus und hat ihre Bücher in der Stadthalle vorgestellt.


Von Elvira Meisel-Kemper                                 Samstag, 30. Oktober 2021

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Autorin Tsitsi Dangarembga war in Ahaus zu Gast. Meisel-Kemper

Von September bis Mitte November ist Tsitsi Dangarembga, frisch gekrönte Preisträgerin des Deutschen Buchhandels des Jahres 2021, auf Lesereise in Deutschland unterwegs. Die Stadt Ahaus, das aktuelle Forum VHS Ahaus, die Deutsch-Simbabwische Gesellschaft, die evangelische Christusgemeinde und der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken hatten sie zwischen den Stationen in großen Städten ins beschauliche Ahaus eingeladen.

Nachmittags trug sie sich nach einer herzlichen Begrüßung durch Bürgermeisterin Karola Voß ins Goldene Buch der Stadt im Rathaus ein. Abends stand sie bei einem Gespräch in der ausverkauften Stadthalle VHS-Leiter Dr. Nikolaus Schneider und Kerstin Hemker (Deutsch-Simbabwische Gesellschaft) Rede und Antwort.

Musikalische Sensibilisierung

Die Weltmusiker Rhani Krija (Percussion) und Njami Sitson (Gesang) sensibilisierten die Besucher für den Abend. Schauspielerin Carola von Seckendorff las aus Tsitsi Dangarembgas autobiografischen Romanen „Aufbrechen“ (1988) und „Überleben“ (2018).

„Es ist mir wichtig, nicht nur über mich selbst zu berichten sondern wie die Menschen sind“, relativierte Dangarembga die Bezeichnung „autobiografisch“. Dangarembga ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Dramaturgin und Filmemacherin. Sie gründete verschiedene Organisationen, um filmschaffende Frauen in Afrika zu unterstützen und zu fördern.

Erster Frauenroman in Afrika

Tsitsi Dangarembga lebte beim Fall der Mauer in Berlin. „Deutschland hat sich der Welt geöffnet“, war ihre Beobachtung der Veränderung seit der Wiedervereinigung. Kerstin Hemker leitete mit einer kurzen Einführung zum ersten Roman „Aufbrechen“ von Dangarembga über. Dies war 1988 der erste Frauenroman in Afrika. Darin beschreibt die Autorin den zähen Kampf des Mädchens Tambu um Bildung und Anerkennung. Tambu wächst in kleinbäuerlichen Verhältnissen auf. Ihr Bruder darf zur Schule gehen, sie nicht. Erst als ihr Bruder stirbt, darf sie seinen Platz in der Schule einnehmen.

Es ist für das Mädchen ein Quantensprung, der sie ihrer Herkunft entfremdet.

In ihre Beschreibung des Lebens von Tambu ließ die Autorin die Bildungsmöglichkeiten im damaligen Rhodesien einfließen. „Es gibt so viele Facetten in diesem Buch. Die Kolonialisierung ist ein großes Trauma“, ergänzte die Autorin. „Für schwarze Kinder gab es lange Jahre die Bantu-Bildung. Sie lernten Schreiben und Rechnen, mehr nicht. Nach der Unabhängigkeit 1980 wurde das Schulgeld abgeschafft, damit alle Kinder zur Schule gehen konnten, und mit der Schulsteuer wiedereingeführt. Das können sich viele Familien für die Mädchen nicht leisten“, so die Autorin

Die Emanzipation der Frau durch Bildung und Selbstbestimmung werde durch die Kirchen überhaupt nicht gefördert. „Charismatische Kirchen verschlimmern das noch. Achtjährige Mädchen werden verheiratet“, so Dangarembga.

Der Band „Überleben“ bestätigte die Aussichtslosigkeit der Frauen im wirtschaftlich gebeutelten Simbabwe zusätzlich. Tambu ist in diesem Buch 40 Jahre alt, lebt in Harare, ist vereinsamt, verbittert und arbeitslos.

Auch das berührte die Besucher, die hochinteressiert der dreistündigen Veranstaltung aus Musik, Lesung und Interview folgten.

Am Ende stand begeisterter Applaus für die Preisträgerin.

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