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Agrarökologisches Projekt mit Permaculture Workcamps gegen die Klimakrise

Mehrmals haben im letzten und in diesem Jahr haben Freiwillige an Workcamps der Zimbabwe Workcamp Association (ZWA) in der Region Chimanimani (Manicaland) im Osten Simbabwes teilgenommen.

Zwei Berichte am Schluss dieses Beitrages zeigen auf, welche Erfahrungen gemacht wurden. Dort macht sich die Klimakrise durch Wetterextreme bemerkbar: Hitzewellen und Dürren, Stürme und Überschwemmungen haben zugenommen. Unangepasste Landnutzung wie Überweidung, Brandrodung, Abholzung und fehlende Bodenschutzmaßnahmen im Ackerbau verschärfen die Auswirkungen der globalen Erwärmung. Seit Jahrzehnten wurden in Simbabwe die natürlichen Ressourcen übernutzt. Darum fallen die Ernten oft ganz aus. In vielen abgelegenen Dörfern ist die Ernährung der Menschen nicht mehr gesichert.

Kleinbauernfamilien unterstützen

Für die ZWA und andere Nichtregierungsorganisationen ist Solidarität der Weg aus der Krise: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der Region haben sich zusammengeschlossen, um auch in Zukunft eine Einkommensquelle zu haben, Ressourcen gerecht zu nutzen und langfristig zu erhalten. Gemeinsam entscheiden sie, wie sie die natürlichen Ressourcen bewirtschaften und dabei das Ökosystem stabilisieren. So sichern sie nachhaltig ihre Nahrungsmittelproduktion und wirken Migration und Klimawandel entgegen. Beraten werden sie dabei von zwei Nichtregierungsorganisationen, die auch Partner der ZWA sind: PORET und TSURO.

Ressourcen gerecht verteilen

Die Partner orientieren sich am Konzept der Agrarökologie. Dieses basiert auf ökologischen Prinzipien. Dazu gehören Ernährungssouveränität und das Recht auf angemessene Nahrung. Für die Erzeugerinnen und Erzeuger sind sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme wichtig. Die Partizipation lokaler Gemeinschaften bildet die Grundlage, um soziale Gerechtigkeit unter Berücksichtigung von Gender-Aspekten zu gewährleisten. Dazu gehören der gerechte Zugang zu Ressourcen, gemeinschaftliche und gerechte Nutzung, nachhaltige Anbaumethoden und geschlossene Kreisläufe. Mit den agrar-ökologischen Maßnahmen wird gegen die Folgen der Klimakrise gekämpft.

Die Akteure sprechen von die Wasserernte

Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern legen ein Netz von Sickergräben an und bauen kleine Dämme, um Regenwasser zu speichern. So bleibt der Boden trotz Trockenheit feucht. Nur so können Kleinbäuerinnen die Setzlinge im Boden mit ausreichend Wasser versorgen und ihre Lebensgrundlage auch in Zeiten des Klimawandels erhalten. Der Participatory Organic Research & Extension Training Trust (PORET) gewinnt immer wieder Wasser zurück mit Agrarökologie und Permakultur. Man betreibt in der Region einen Waldgarten als agrar-ökologisches Trainingszentrum für Trockengebiete. Hier lernen die Menschen mit- und voneinander, wie sie ihre ausgelaugten Felder wieder fruchtbar und widerstandsfähig gegen die Klimakrise machen können. Auf dem Lehrplan stehen die Herstellung von biologischem Dünger, das Pflanzen von Bäumen und Wissen über Bodenfruchtbarkeit. Viele junge Bäuerinnen und Bauern bilden sich hier weiter und haben zum Beispiel gelernt, Sickergräben und Rückhaltebecken anzulegen, um Regenwasser aufzufangen. Das ist für die kleinbäuerlichen Gemeinschaften sehr wichtig: So werden ihre Felder auch bei geringen Niederschlägen ausreichend mit Wasser versorgt.

Das funktioniert. Denn die Wasserverfügbarkeit auf den Höfen der Beteiligten steigt und die Bodenfruchtbarkeit nimmt zu. Durch bessere Anbaumöglichkeiten haben die Bauernfamilien höhere Erträge. So zeigt das Projekt den Kleinbauernfamilien einen klaren Weg aus chronischer Armut, Hunger und Umweltzerstörung.

In diesem Jahr sind die Erfolge allerdings wegen der mehr oder minder ausgefallenen Regenzeit gering. Wässer steht fast nur dort zur Verfügung, wo über Brunnen mit Hand bzw. Solar betriebenen Pumpen Grundwasser hochgepumpt werden. Überall beten die Menschen dafür, dass in diesem Jahr wieder eine gute Regenzeit gibt. Die Familien in dem Gebiet haben ihre Rinder in einer gemeinsamen Herde zusammengefasst und einen gemeinsamen Weideplan erstellt. Mehrere resiliente Gemeinden beteiligen sich an nachhaltigen Anbaumethoden und Weidemanagement.

Bei Towards Sustainable Use of Resources Organisation (TSURO) gibt es resiliente Gemeinden für nachhaltige Anbaumethoden und Weidemanagement. Die Organisation ist in kleinbäuerlichen Vereinsstrukturen in rund 200 Dörfern aktiv. Im Mittelpunkt steht der gemeinschaftliche Schutz der natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Wald und oft Dorfgruppen kümmern sich um den Schutz von Quellen und legen Terrassen an, um den Regen im Boden zu speichern. Agrar-ökologische Methoden erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und damit die Erträge und schützen die Artenvielfalt und Wassereinzugsgebiete. Die teilnehmenden Familien züchten und tauschen widerstandsfähiges Saatgut und erschließen sich neue Einkommensquellen durch Kleintierzucht. TSURO unterstützt also den Ressourcenschutz und die Ernährungssouveränität der Kleinbauernfamilien. Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass die Teilnehmenden der Workshops zur partizipativen Aktionsforschung keine Wissenschaftler sind, aber Teil der jeweiligen Forschungsprojekte sind und diese mitgestalten.

PELUM: Eine starke Stimme für die Agrarökologie

Participatory Ecological Land Use Management Zimbabwe (PELUM Zimbabwe) ist eine weitere Netzwerkorganisation, die die Interessen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf politischer Ebene und in der Öffentlichkeit vertritt.

  • PELUM setzt sich für das Recht der Landwirt*innen ein, selbst darüber zu entscheiden, was, wann und wie sie anbauen möchten.
  • PELUM fördert ein Netzwerk von Gemeinden, die degradierte und vom Klimawandel betroffene Landschaften durch geplante Beweidung regenerieren können.
  • PELUM möchte Politik und Öffentlichkeit beeinflussen, um einen Markt für die agrar-ökologischen Produkte der Landwirt*innen zu schaffen.

Damit politische Entscheidungsträger in Simbabwe die Agrarökologie besser unterstützen, erstellt PELUM faktenbasierte Informationsmaterialien zur Agrarökologie. Diese Materialien werden zum Beispiel bei Feldbesuchen von Kommunalpolitiker*innen eingesetzt. Dabei arbeitet PELUM eng mit seinen Mitgliedsorganisationen zusammen, die wiederum mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Simbabwe kooperieren.

Berichte

Die Teilnehmer der Workcamps in der gesamten Region bekommen immer wieder einen Eindruck davon, wie die Betroffenen arbeiten. Ihre Berichte zeigen, wie lebhaft und interessant das Miteinander ist und wie der interkulturelle Austausch geprägt wird. Mit dem Bericht der letzten beiden Teilnehmer Sina Knecht und Michel Schwank wird gezeigt, welche Möglichkeiten des solidarischen interkulturellen Lernens bei PORET bestehen. Im Folgenden haben die beiden Aktivitäten aufgeschrieben, die Ihnen während des Aufenthalts bei PORET besonders in Erinnerung geblieben sind.

1. Bericht von Sina Knecht und Michael Schwank

  • Der erste Abend am Lagerfeuer mit Amos, Shedreck, Talent und Heaven, gemeinsam zu scherzen und sich gegenseitig kennenzulernen
  • Einige Floskeln in der Sprache der Shona zu lernen hat super viel Spaß gemacht und wir bekamen freundliche Unterstützung von allen Mitarbeitenden
  • Das traditionelle Essen, Sadza gemeinsam mit allen anderen zu essen
  • Die Freiheit, keinen Zeitplan zu haben und in jeden Arbeitsbereich hineinschauen zu dürfen
  • Mit Talent und Takudzwa in den Bergen wandern zu gehen und das Dorf Chayamiti kennenzulernen
  • Mit Joyleen und anderen Küchenmitarbeitenden zu lernen, wie man Sadza kocht
  • Den typischen süßen Tee mit Milch und viel Zucker mit Courage zu probieren und zuzubereiten, den wir wahrscheinlich auch zu Hause weiter trinken werden
  • Eine Führung durch das Poret Grundstück und Erklärung aller Maßnahmen und Projekte mit Blessing
  • Die Übernachtung in einer traditionellen Hütte war eine einmalige Erfahrung
  • Unser Interesse an der Arbeit der Mitarbeitenden kam gut an, und sie beantworteten alle unsere Fragen ausführlich
  • Anders als in anderen Teilen des Landes ist das Wasser hier problemlos trinkbar, da es aus einem Bohrloch kommt
  • Zugang zu Internet und Strom, wenn die Solaranlage läuft, definitiv keine Selbstverständlichkeit im Busch
  • Transport und Abholung von und zur Hauptstraße, dank Amos, Heaven und Shedreck
  • Wässern des Gartens mit Talent; dabei haben wir viel über die einheimischen Pflanzen gelernt und wie man mit ihnen umzugehen hat
  • Planung der Zukunft des Ökotourismus in Poret mit Julious
  • Exkursion zu einem der Projekte von Poret mit Blessing
  • Dreh eines Videos und Schnitt mit Amos
  • Einen Ausflug mit Amos und Takudzwa zu den Bridalfällen
  • Erleben der Berge und Höhlen des Chimanimani Nationalparks mit Eddie
  • Gestaltung des Flyers für das Saatgut- und Essensfestival mit Amos
  • Takudzwa kennenzulernen und so viel Zeit mit ihm in Poret und sogar in den Bvumba-Bergen und in Mutare zu verbringen
  • Den kulturellen Austausch mit Shedreck, Talent und allen Dorfbewohnern des Workshops zu führen
  • Von Shedreck über die Bewirtschaftung von Wasserreservoirs zu lernen
  • Dreh eines Videos für den Ökotourismus mit Shedreck und Julious
  • Wanderung zum Dorf Jinga mit Blessing
  • Hilfe bei der Errichtung eines Kraalzauns im Dorf Jinga mit Virginia
  • Genießen des wunderschönen Sonnenuntergangs vom Aussichtsturm, der zeitgleich als Wasserspeicher dient
  • Lernen, wie man ein Huhn schlachtet und zubereitet mit Talent
  • Reparieren von kaputten Autos mit Shedreck und Talent

 

Abschiedsgruß

„Liebes PORET Team, vielen Dank, dass ihr diese Erfahrung so außergewöhnlich gemacht habt! Wir haben noch viele weitere Erinnerungen in unseren Köpfen, es waren einfach zu viele, um sie alle aufzuschreiben. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen und euch wieder besuchen. Jeder Einzelne von euch hat auf seine Art und Weise dazu beigetragen. Bleibt, wie ihr seid und setzt euch weiter für eine bessere Zukunft ein.“

2. Bericht von Karla Barello und Nico Wendker

Wir kamen am Donnerstagabend auf der Projektseite in Chaseyama an und begannen unsere Zeit dort mit einem köstlichen Essen in guter Gesellschaft. Familie Piti, die Gründer von PORET, hieß uns herzlich willkommen. Nach einer erholsamen Nacht in unseren Hütten, nahmen wir an einem Feldtag teil, um zu beobachten, wie die örtlichen Bauern ihre Herausforderungen und Erfolge bei der Umsetzung agrar-ökologischer Methoden austauschen. Zwei PORET Mitarbeiter, Heaven und Virginia, waren vor Ort, um die Bauern bei ihren Problemen, die sie haben, zu beraten und ihnen zu helfen. Immer wenn die Mitarbeiter der Organisation vor Ort sind, um die Mitglieder des jeweiligen CPC (Chaseyama Permaculture Club) zu unterstützen, tauschen sie ihre Erfahrungen aus und versuchen, sich gegenseitig zu helfen.

Am Wochenende haben wir die Zeit genutzt, um das große Gelände und die umliegenden Berge mit Amos, dem Sohn von Herrn und Frau Piti, zu erkunden. Außerdem unterhielten wir uns mit Judith, einer Freiwilligen, die sechs Wochen vor uns ankam. Sie erzählte uns, welche Projekte sie begonnen hat und welche Möglichkeiten es gibt, sich zu engagieren. Das hat wirklich geholfen, einen Überblick zu bekommen und zu sehen, welche Möglichkeiten es gibt.

Unsere erste Arbeitswoche begann mit einer Teambesprechung am Morgen. Wir wurden dem gesamten Team vorgestellt und uns wurde gesagt, dass wir bei jeder Aktivität mitmachen könnten.

Wir könnten sogar unsere eigenen Projekte starten, wenn wir Lust dazu hätten. Das klang sehr verlockend, aber zuerst wollten wir alle Aufgaben der regulären Mitarbeiter kennenlernen.

Hier konnten wir die Methoden zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und zur Wassergewinnung aus erster Hand kennenlernen. Wir machten Doppel-Gräben, lockerten den Boden auf, beteiligten uns beim Pflanzen und mehr. Phillip hat viel in seinem Garten gearbeitet und zeigte uns alles, was er wusste und wie es funktioniert. Zuerst mussten wir zuschauen, um zu lernen, wie es geht. Aber danach konnten wir es selbst machen. Es hat wirklich Spaß gemacht, sich das Wissen anzueignen, indem man seine Hände benutzt und die Informationen zur Abwechslung mal nicht aus einem Buch entnimmt.

Da wir es jedoch nicht gewohnt waren, stundenlang in der Sonne zu arbeiten, erledigten wir während der heißesten Stunden des Tages Büroarbeiten. Wir entwarfen eine Karte und ein Faltblatt für künftige Besucher, damit sie sich in der Gegend besser zurechtfinden. Dies ist wichtig für PORET, denn sie wollen ein offizieller Ferienort werden und mit den Einnahmen, die durch die Touristen generiert werden, alle Kosten für das Zentrum ausgleichen.

Ein weiterer Feldtag stand ebenfalls auf dem Programm. Unser Wochenende wurde mit einigen unserer neuen Freunde verbracht. Wir fuhren ins Bvumba-Tal und besuchten mit Familie Piti die Kirche in Mutare. Diese persönlichen Kontakte waren für uns sehr wichtig, um einen Einblick in das Leben, die Herausforderungen und Lösungen der Menschen in Chaseyama und den umliegenden Dörfern zu bekommen.

Die Menschen in der Organisation, aber auch außerhalb, waren einladend und offen und berichteten über ihre Weltanschauung und die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind. Viele Leute stellten Fragen über unser Leben und wir konnten uns über die Erfahrungen austauschen, die wir in verschiedenen Teilen der Welt gemacht haben.

Anfragen zu Workcamps z.B. bei PORET können gerichtet werden an:

Sina Knecht, sinaknecht2003@gmail.com.
Michel Schwank michel.schwank@outlook.com, Tel.:015168190902,
Carla Barello, cbarello@uni-muenster.de, Tel.:017642432006,
Nico Wendker, nwendker@uni-muenster.de, Tel: 015566336937,
Dr. Reinhold Hemker, mail@deutsch-simbabwische>-gesellschaft.de. ,Tel:01712658989.

 

 

 

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