Evan Mawarire auf Geheiß Mugabes verhaftet - und wieder frei 

mawaireSechs Monate hatte der von Diktator Mugabe zum Staatsfeind erklärte Mawarire mit seiner Familie in den USA verbracht. Als er am 30. Januar tatsächlich nach Zimbabwe einreiste, wurde der derzeit wohl prominenteste Bür­gerrechtler des Landes noch am Flughafen der Hauptstadt verhaftet. Mawarire wurde zu­nächst in Handschellen auf einer Polizeistation festgehalten, teilte sein Anwalt mit. Ihm wurde vorgeworfen, den Sturz der Regierung geplant zu haben.

Im vergangenen Frühjahr wurde ein mit einem Handy aufgenommenes Facebook-Video, in dem Mawarire ein Gedicht zur Missachtung der Menschenrechte durch Mugabe vorträgt, zu einem der größten viralen Erfolge in der Geschichte Zimbabwes. Unter dem Hashtag #ThisFlag entstand auf Twitter eine Massen­bewegung, die Demonstrationen in Harare or­ganisierte

(ZIF und Zimbabwe Aktuell berichteten).

Zehntausende Twitter-Follower 

Schon damals stand Mawarire vor Gericht, das ihn vom Vorwurf des Aufrufs zu öffentlicher Gewalt freisprach. Der Aktivist verließ das Land dennoch, weil er um die Sicherheit seiner Frau und der Kinder fürchtete. Das brachte ihm in Zimbabwe auch von seinen Anhängern Kritik ein, schließlich spricht Mawarire in sei­nem Gedicht davon, die Bürger müssten „die Wand der Angst erklimmen". Wohl auch des­halb entschied er sich zur Rückkehr. Mugabe habe deutlich gemacht, dass er nicht willkom­men sei, erklärte er, „aber er trifft diese Ent­scheidung nicht. Ich habe kein Verbrechen begangen". Doch in Zimbabwe gilt jede Form der Kritik an dem 92 Jahre alten Mugabe als Verbrechen. Besonders wenn sie von einem Mann mit Mawarires Einfluss stammt, der ver­geblich darauf gehofft hatte, dass ihn seine in­ternationale Bekanntheit vor einer Verhaftung

schützen werde. Am Dienstag, den 31.01.2017 berichtete das staatliche Fernsehen über die Verhaftung des „flüchtigen Pastors". Der völ­lig legal reisende Aktivist hat mehr als 60 000 Follower auf Twitter, es wird kolportiert, dass er bei den Wahlen im kommenden Jahr als un­abhängiger Kandidat gegen Mugabe antreten will. Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Vorwürfe gegen Mawarire als „erfunden" und „absolut lächerlich". Tatsächlich gehe es der Regierung darum, ihn dafür zu bestrafen, dass er über die sich verschlechternde Men­schenrechtssituation in Zimbabwe spreche. Die Organisation forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung Mawarires.

Wieder frei - gegen Kaution

Nur wenige Tage nach seiner Verhaftung wur­de Mawarire dann auch überraschend gegen Kaution freigelassen. "It is ordered that... be admitted to bail," verkündete Richter Clement Phiri, nachdem Mawarire beim High Court Kaution beantragt hatte. Mawarire musste seinen Pass abgeben und ist verpflichtet, sich zweimal wöchentlich bei der Polizei zu melden. Die Kaution beträgt US $300. Am 17. Februar soll Mawarire wieder vor Gericht erscheinen so wörtlich: AFP 08.02.2017)

(Quelle: Gekürzt aus Neue Zürcher Zeitung In­ternational, Samstag, 04. 02. 2017, von Christian Putsch, und AFP 08.02.2017)

Opposition nicht geeint

Joice Mujuru, von Mugabes Gnaden gefallene ehemalige Vizepräsidentin und Führerin der neuen Partei Zimbabwe People First (ZimPF), hat im Februar 2017 sieben Gründungsmit­glieder gefeuert. Zu diesen zählen die Promi­nenten Rugare Gumbo, Didymus Mutasa, Kudakwashe Bhasikiti und Margret Dongo (von deren Seite verlautete indessen, sie hätten - mit Verlaub - ihrerseits Joice Mujuru der Partei verwiesen).

Mujurus Maßnahme, die innerparteilich of­fenbar ernst genommen wurde, hat den Aus­tritt weiterer bekannter Mitglieder nach sich gezogen. Eine Parteisprecherin beschrieb den Vorgang ohne Bedauern als notwendigen Reinigungsprozess auf dem Weg zu einer profi­lierten, auch im Inneren demokratisch legiti­mierten Partei. Die Ausgeschlossenen seien de facto loyal gegenüber ZANU-PF und ver­schlössen sich gegenüber anderen politischen Einflüssen. Analysten halten Mujurus Schritt für die Vorbereitung einer Annäherung zwi­schen ihrer Partei und MDC-T. (The Standard, 12.02.2017)

Südafrika - Deportation droht

Die Einwanderungsbehörde Südafrikas hat kürzlich bekräftigt, dass die für zimbabwische Staatsbürgerinnen geltende Ausnahmerege­lung von den regulären Einwanderungsbestim­mungen Südafrikas auf Ende 2017 begrenzt sei. Eine Verlängerung wird es nicht geben; den Betroffenen - bis zu 200.000 Menschen - droht spätestens ab 1. Januar 2018 die De­portation, wenn sie nicht rechtzeitig ausreisen. Mit dem 2014 ins Leben gerufenen Zimbab­we Special Permit (ZSP) erwirkten sich Zimbabwerlnnen, die sich damals bereits legal in Südafrika aufhielten, ein dreijähriges Aufent­haltsrecht zum Zwecke der Arbeit oder des Studiums. Das ZSP ersetzte die vorangegan­gene Spezialregelung von 2010, das Dispen­sation for Zimbabwe Project (DZP). Wer in Südafrika leben möchte, muss nun ohne Aus­nahme vom Heimatland aus einen entspre­chenden Visumsantrag stellen. (The Herald, 10.02.2017)

Ein Preis für Petina Gappah?

book1book2Petina Gappahs Roman „The Book of Memo­ry" (deutsch: "Die Farben des Nachtfalters") ist für den PEN Open Book Award nominiert worden. Die Wahl der Jury wird am 22. Febru­ar 2017 bekannt gegeben. Petina Gappah hält sich seit Januar 2017 für ein Jahr als Stipen­diatin des Berkner Künstlerprogramms des DAAD in Berün auf. Nach Chirikure Chirikure ist Gappah die zweite Literaturschaffende aus Zimbabwe im Berkner Künstlerprogramm. Chirikure war auch Gast bei einem Seminar des Zimbabwe Netzwerk.

Nachtrag: Der Preis ging am Ende leider nicht an Petina Gappah, sondern an Helen Oyeyemi mit ihrem Buch „What is not yours is not yours". Man sollte beide Bücher lesen!