Als mich Bigi Kleine-Altekamp und Gerd Eggert im Sommer 2021 in Deutschland fragten, ob ich mir einen Einsatz als beratender Ingenieur bei der Erweiterung ihrer MUSANGANO LODGE vorstellen könnte, habe ich natürlich sofort zugesagt. Waren doch unsere Erinnerungen an die Zeit von 1989 bis 1993 als CIMler in Mhondoro und am Polytech in Bulawayo ausgesprochen positiv. Aus dieser Zeit kannten wir Bigi und Gerd aus dem CIM-Lehrerprogramm in Zimbabwe und hatten miterlebt, wie sie 1994 eine ehemalige Farm im Osten Zimbabwes nahe der Stadt Mutare und der mosambikanischen Grenze gekauft hatten und die MUSANGANO LODGE aufgebaut haben. In 2021 hatte die Lodge 20 Angestellte und 10 Ferienhäuser und konnte 28 Gäste aufnehmen. Zu wenig, um der gestiegenen Nachfrage nach Einzelzimmern für Tagungsgäste und Reisende gerecht zu werden.

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Deshalb sollte auf dem Gelände der Lodge ein zweigeschossiges Gebäude mit 12 Zimmern errichtet werden, um weitere 24 Gäste unterbringen zu können.

Ein ehrgeiziges Unterfangen im ländlichen Zimbabwe, wie ich bei meiner Ankunft im Februar 2022 schnell feststellen konnte. Der SES (Senior Expert Service in Bonn) hatte sich bereit erklärt, die Rahmenbedingungen für den Einsatz zu schaffen, und nach Beendigung der Corona Einreisebeschränkungen konnte ich einreisen und traf auf eine Baustelle ohne Bagger, Kran und Stromanschluss. Aber mit hochmotivierten Bauarbeitern, die mit unglaublichem Einsatz bereits die Fundamentgräben ausgehoben und die Bodenplatte gegossen hatten. Und unter Anleitung eines erfahrenen Bauleiters die Wände errichteten und die Schalung vorbereiteten. Statt hydraulischer Baustützen und Stahlschalung wurden 500 Gummibäume und Bretter von einer Plantage geholt und per Handsäge auf Länge gebracht.

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Für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, eine 30m x 10m große Betonplatte ohne Kran und Betonpumpe zu erstellen, aber mit einer Betonmischmaschine ca. Baujahr 1963, 30 Leuten und 10 Schubkarren war die Decke nach 24 Stunden ununterbrochener Arbeit fertiggestellt.

Neben der Faszination über die enorme Einsatzbereitschaft der Bauleute und dem enormen Improvisationsvermögen war ich ziemlich entsetzt über die geringen Standards bei der Arbeitssicherheit und dem Stand der beruflichen Bildung. Deshalb lag der Schwerpunkt meines zweiten SES Einsatzes im Januar 2023 auch auf diesen Aspekten. Während die Mitarbeiter der Lodge nach deutschen Standards ausgestattet waren, scheitert es bei den ungelernten Arbeitern einfach an den finanziellen Möglichkeiten, sich einen Helm oder Sicherheitsschuhe anzuschaffen.

Zum Thema Berufliche Bildung hat die Musangano Lodge inzwischen Kontakt zu Organisationen wie YOUNG AFRICA in Harare, Called to Care in Mutare und zur Zimbabwe Workcamp Association aufgenommen.

Bleibt rückblickend zu berichten, dass auch der Innenausbau mit lokalen Handwerken und regionalen Materialien planmäßig verlaufen ist und Ostern 2023 die ersten Räume von einer deutschen Reisegruppe belegt werden konnten. Und hoffentlich von vielen weiteren zimbabwischen und internationalen Gruppen.

Auch mein Fazit nach zwei SES Einsätzen in Zimbabwe ist sehr positiv. Wie bei allen Einsätzen habe ich auch dieses Mal das Gefühl, dass beide Seiten profitiert haben. Ich habe gelernt, dass man eine Baustelle ohne Bagger, Kran und Strom klimafreundlich betreiben kann und vermutlich in Deutschland eine Pfeffermühle oder einen Korkenzieher ohne Elektromotor betreiben könnte.

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Dieter Velten

Herdecke, 23.04.2023